Da ist beispielsweise der berufstätige Sohn, der sich plötzlich in der Verantwortung sieht, die eigenen oder die Schwiegereltern zu pflegen, oder die Ehefrau, selbst schon in ihren Achtzigern, die die Rundum-Betreuung ihres schwerkranken Mannes als ihre selbstverständliche Pflicht betrachtet. Die meisten dieser pflegenden Menschen kommen in diese Situation, ohne jemals darauf vorbereitet worden zu sein, ohne Erfahrung im Umgang mit (schwer-)kranken Menschen; schon alleine diese Tatsache lässt ahnen, wie schnell die Bereitschaft zu helfen und zu pflegen in Verzweiflung umschlagen kann, wie naheliegend die Gefahr ist, dass sowohl die Pflegenden als auch die Gepflegten Schaden nehmen können. Die emotionale Belastung ist bei der Versorgung von Angehörigen enorm und nicht zu vergleichen etwa mit der geschulter Pflegerinnen und Pfleger, die mit den zu bewältigenden Aufgaben vertraut und gefühlsmäßig, zumindest nicht in dem Maße, an ihre Patienten gebunden sind. Und auch die körperliche Belastung überfordert einen Großteil der Angehörigen – hier fehlt ebenfalls das "know how" und nicht selten mangelt es an dem erforderlichen körperlichen Leistungsvermögen.